Mit der Reservistenkameradschaft Kellerwald unterhält der Ortsverband Schwalmstadt im Rahmen der zivil-militärischen-Zusammenarbeit seit Jahren freundschaftlichen Kontakt. Auf dem Programm stand heute eine Besichtigung des alten Luftschutzbunkers unter dem Weinberg in Kassel.
Der Ausflug begann zu unchristlicher Uhrzeit mit einem gemeinsamen Kaffee in der Unterkunft, anschließend ging es mit dem VW-Bus nach Schönstein zum Feuerwehrgerätehaus. Hier traf man sich mit dem Kameraden der Feuerwehr Schönstein und der Reservisten und kurze Zeit später ging es mit einem großen Reisebus Richtung Kassel, vorher gab es jedoch noch einen kurzen Zwischenhalt, bei dem weitere Ausflugsteilnehmer in Densberg zu stiegen.
In Kassel angekommen, ging es direkt los zur Führung durch den Bunker. Vielen ist die Frankfurter Straße am Weinberg in Kassel sicherlich ein Begriff, weil sie regelmäßig für Shopping-Touren über diese in die Innenstadt gelangen. Was sich allerdings unter dem Weinberg befindet ist kaum bekannt.
Da die Berufsfeuerwehr Kassel organisatorisch für Schutzräume und Bunker in der Stadt zuständig ist, entschloss sich der Feuerwehrverein Kassel vor einigen Jahren Führungen anzubieten und die Geschichte der Bunkeranlagen unter dem Weinberg aufzuarbeiten.
Unser Führer, selbst ein Berufsfeuerwehrmann, schaffte es auf unterhaltsame Weise uns das verwinkelte Stollensystem und seine bewegte Geschichte näher zu bringen. Ursprünglich ein kleinerer Kühlkeller für Wein und Bier, wurde der Bunker ab 1941 von Zwangsarbeitern in kürzester Zeit als Luftschutzanlage ausgebaut, die in den schlimmsten Bombennächten bis zu 10.000 Menschen Zuflucht bot. So auch in der Bombennacht vom 22.10.1943, bei der fast die ganze Stadt zerstört wurde. Während der Führung wurde allen Teilnehmern schnell klar, welches unermessliche Leid damals geherrscht haben muss und das die Geschichte des Bunkers unter dem Weinberg mit tausenden Einzelschicksalen verknüpft ist. Dies verdeutlichte auch unser Führer, der selbst einige Zeitzeugen durch die Anlage geführt hat und deren Erlebnisse spannend wiedergab.
Neben den ersten historischen Hintergründen, gab es allerdings auch etwas amüsantes und skuriles zu erzählen: Während der Bunker bis in die 70er Jahre als Umschlagplatz für Diebesgut, Drogen und Waffen fungierte, fand im Jahre 1992 fand im Bunker eine illegale Techno-Party statt, die einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr zur Folge hatte.
Nach zwei Stunden Führung kamen wir wieder auf der Frankfurter Straße an, stiegen ziemlich durchgefroren in den Bus und verlegten nach Oberuff in die Kellerwald-Jause. Hier ließ man den Tag dann gemütlich ausklingen, bevor man sich um 15 Uhr auf dem Heimweg machte. Nach einem kleinen "Absacker" im Feuerwehrgerätehaus in Schönstein ging es dann auch wirklich nach Hause.
Wir danken den Kameraden der Reservistenkameradschaft Kellerwald, der Feuerwehr Schönstein und der Berufsfeuerwehr Kassel für diesen gelungenen Sonntagsausflug und freuen uns schon auf die nächsten gemeinsamen Aktionen.